Am 18. September 2024 fand unsere Mitgliederversammlung in Dreieich bei Frankfurt am Main mit sehr großem Zuspruch statt.
Im Jahr 2004 wurde die Interessengemeinschaft (IG) federführend von Heinz Hüning, dem damaligen Vorstand der Volksbank Heiden ins Leben gerufen. Aus diesem Grund konnte am Vorabend der Mitgliederversammlung das 20-jährige Bestehen der IG gebührend gefeiert werden.
Wir vertreten die Belange von 309 der 695 Volks- und Raiffeisenbanken bundesweit und damit setzt wir uns für 45% aller Volks- und Raiffeisenbanken innerhalb der genossenschaftlichen Gruppe ein.
IG Bundessprecher Hendrik Freund gab zusammen mit seinen beiden Stellvertretern Markus Urban und Jörg Porsche einen Rückblick auf das Jahr 2023. Im vergangenen Jahr formierte sich der Bundesvorstand der IG neu. Hendrik Freund, Vorstandsvorsitzender der Raiffeisenbank im Grabfeld, trat die Nachfolge von Andreas Held als Bundessprecher an. Die Homepage wurde neu aufgesetzt und die Kommunikation der IG wurde auf den Social Mediabereich ausgedehnt. Die Strategie wurde neu verfasst und fußt auf drei Säulen: Die Sicherung der Existenz der kleinen und mittleren Genossenschaftsbanken, vertreten der Interessen und von kleinen und mittleren Genobanken, und die Stärkung des Zusammenhaltes sowohl in der Gemeinschaft der IG als auch im genossenschaftlichen Verbund.
In den letzten Monaten war die IG mit allen 4 Regionalverbänden, dem BVR und allen Partnern im genossenschaftlichen Verbund im regen Austausch. Viele Praxisthemen konnten erfolgreich für die kleinen und mittleren VR-Banken umgesetzt werden. Die durchschnittliche Bilanzsumme von VR-Banken in Deutschland betrug am 31.12.2023 1,7 Mrd. Euro. 71% aller Genossenschaftsbanken liegen unter diesem Durchschnitt. In Zukunft wolle man bei allen wichtigen Themen mitarbeiten, mitentscheiden und viel Stärker in die Gremienarbeit des Bundesverbandes eingebunden werden, da hier die kleinen und mittleren Banken stark unterrepräsentiert seien, so Freund.
In der folgenden Paneldiskussion zum Thema „Welche Rollen spielen kleine und mittlere Genossenschaftsbanken für eine erfolgreiche genossenschaftliche Finanzgruppe im Jahr 2035“ wagten die Teilnehmer einen Blick in die Zukunft. Das Panel wurde von Boris Nannt, dem Vorstandsvorsitzenden der Akademie Deutscher Genossenschaftsbanken, moderiert.
Gregor Mersmann (Vorstand der Dortmunder Volksbank) glaubt, dass kleinere Banken auch in 10 Jahren noch eine Relevanz haben, aber die Herausforderungen in den Bereichen Regulatorik, Demografie und Fachkräfte sehr groß sein werden. Es sei wichtig den Spagat von der lokalen Welt auf die digitale Welt zu schaffen, meinte Johann Kramer, Vorstand der Raiffeisen-Volksbank Aurich.
„Genossenschaft ist Vielfalt; egal ob klein oder groß.“ ist Johannes Koch, Vorstandsmitglied der DZ-Bank überzeugt“. Der Verbandsdirektor des Genossenschaftsverbandes Weser-Ems, Johannes Freundlieb glaubt an die Zukunftsfähigkeit von kleineren Instituten. Für den Kunden sei es enorm wichtig regional und dezentral aufgestellt zu bleiben. „Im Grunde ist es egal, ob der Vertrieb von großen oder kleinen Banken getragen wird. Ich spreche lieber von guter oder schlechter Vertriebsbank“ meinte Hans Joachim Reinke, Vorstandsvorsitzender der Union Investment Gruppe. Zum Fachkräftemangel gab er ein klares Statement ab: „Meine Mitarbeiter laufen draußen rum und sagen, dass ist ne geile Bude! Das ist Genossenschaft und dass müssen wir leben!“
Hendrik Freund, Vorstandsvorsitzender der Raiffeisenbank im Grabfeld, sieht zwei Herausforderungen im genossenschaftlichen Finanzverbund für kleinere und mittlere Banken. Es dürfe nicht nur „Individuallösungen“ für Große geben, sondern weiterhin „Basislösungen“ für kleinere VR-Banken. Nachdem in der Paneldiskussion der Begriff „Diskriminierungsfreie Preise“ geprägt wurde, merkte Freund an: „Es könne nicht sein, dass kleine Banken oft ein Vielfaches für die gleiche Dienstleistung an Partner der Genogruppe zahlen müssten wie große Genossenschaftsbanken. Beim Thema Regionalität müsse man Unterscheidungen machen: Leistungen wie der Zahlungsverkehr brauche fast keine Regionalität mehr. „Bei der Beratung wollen Menschen aber weiterhin Menschen sehen.“ Ist Freund überzeugt.
Prof. Dr. Thorsten Wiesel ist Direktor des Institutes für Genossenschaftswesen an der Universität Münster und schnitt den Themenkomplex „Regionalität versus Effizienz“ an. Er fragte: „Welche Rolle spielt Regionalität in unserer digitalen Welt noch?“ Ebenso beschäftige ihn das Thema des demografischen Wandels in Deutschland, da Genossenschaftsbanken tendenziell eher ältere Kunden beraten. Er erkenne keinen Sinn, wenn zwei Banken mit älter Kundschaft fusionieren. „Zweimal Alt ist immer noch Alt.“ So ein Fazit. Reinke schlug in diesem Zusammenhang den Genossenschaften auch im Namen eine Verjüngungskur vor: „(K)Coop finde ich mega. Genossenschaftsbank dagegen klingt sperrig.“ Mit der Aussage „Im Altersheim sei manchmal mehr los als auf den Mitgliederversammlungen so mancher Raiffeisenbank.“ sorgte er zwar für schmunzeln im Publikum, legte aber den Finger in die richtige Wunde: : Genossenschaftsbanken müssen auch für junge Kundinnen und Kunden, Mitglieder, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter relevant sein. Das Alleinstellungsmerkmal Mitgliedschaft müsse mehr in das Bewusstsein gerückt werden.
Als Keynote Speakerin betrat Katrin Hansmeier die Bühne. Die renommierte Schauspielerin und Buchautorin zeigte unter dem Titel „Hurra ein Problem“ auf, wie man mit Humor den Führungsalltag meistern kann. Leichtigkeit sei im Management ein hoher Wert geworden. Mit Humor könne man Stimmungen managen, Spannungen abbauen und Aufmerksamkeit erhöhen.
Die Teilnehmer waren sich einig: Es waren zwei lohnende Tage in Dreieich mit interessanten Informationen und guten Gesprächen.