Interessengemeinschaft im Vorstandsgespräch mit der Atruvia AG

Am 07. Februar 2024 trafen sich die Atruvia-Verantwortlichen der IG,  Bundessprecher Hendrik Freund,  sein Stellvertreter Jörg Porsche und Regionalvertreter Frank Nissen sowie Geschäftsführer Adolf Limmer, zum intensiven Austausch mit dem Vorstand der Atruvia AG. Die Atruvia Vorstände Ulrich Coenen, Ralf Teufel sowie Executive Expert und Programmleiter Thomas Wessels nahmen an der Gesprächsrunde in Frankfurt teil. Die gemeinsam aufgestellte Agenda und Themen für das halbtägige Treffen war gefüllt mit aktuellen und strategischen Fragestellungen und Herausforderungen für die Atruvia und vor allem für die Volksbanken und Raiffeisenbanken. Im Vorfeld zu dem Termin, war es der IG wichtig, die Meinung der Primärinstitute einzuholen. Bei der dem Termin vorgelagerten Mitgliederbefragung haben ca. 120 Banken teilgenommen und somit einen wichtigen Beitrag zum Inhalt und Wichtigkeit des Termins geleistet.

Im ersten Schritt war es dem Bundessprecher der IG sehr wichtig, die grundsätzliche Zusammenarbeit zwischen IG und Atruvia anzusprechen. Das Ziel ist ein noch aktiverer statt reaktiver Austausch zwischen beiden Parteien, um den kleinen und mittleren Volks- und Raiffeisenbanken mehr Gehör in ihren Themen und Wünschen zu geben, aber auch um die Mitarbeit der betroffenen Institute bei der Entwicklung künftiger IT und Lösungen zu intensivieren. Man war sich einig, dass die große und immer größer werdende Spreizung der Bankgrößen dazu führt, dass man künftig viel mehr über verschiedene Lösungsansätze zu gleichen Frage- und Problemstellungen nachdenken muss, um für alle Bankengrößen die IT-Systeme zu liefern, die es jeweils auch braucht. Dabei geht es nicht nur um das IT-System in Form von Software, Anwendungen, Leistungen, Outsourcing o.ä. selbst, sondern auch der Weg zu dessen Einsatzfähigkeit. Begrenzte Fach- und Personalressourcen sind durch intelligente und zielgruppengerichtete Lösungen und Hilfestellungen auszugleichen.

Ein weiteres sehr wichtiges Thema für die IG war die Schaffung der Transparenz über die Finanzierungssicherheit und die Planbarkeit mit der Atruvia. Dabei galt es nicht nur den finanziellen Rahmen, sondern vor allem das entgegenstehende Leistungsversprechen transparent und offen zu kommunizieren. In dem gemeinsamen Termin wurde hier vor allem die neu gestaltete Strategie- und Portofolioplattform (SPP), die regelmäßige veröffentliche Kurz- und Mittelfristplanung sowie der Zusammenhang und Einbindung des bundesweiten Strategieportfolio (BSP) betrachtet und analysiert. IG und Atruvia sind sich einig, dass die Investition in die IT-Systeme absolut richtig und für den zukünftigen Erfolg unserer Gruppe unabdingbar ist. Die Vertrauensbasis bildet eine gute Kommunikation über den Einsatz der Mittel. Die IG bietet sich hierzu gerne an, um die Kommunikation mit den ca. 320 Mitgliedsbanken der IG zu intensivieren und eine höhere vertrauensschaffende und transparentere Informationsbasis zu schaffen.

Die “Großprojekte”, wenn man sie so bezeichnen mag, M365 und OKP galt es ebenfalls zu besprechen.

Die Einführung von Microsoft M365 ist zeit- und kostenintensiv für alle Genossenschaftsbanken, aber auch gleichzeitig eine große Chance für die Banken, einen Transformationsprozess zu einer deutlichen intensiveren und effizienteren Kollaboration und Kommunikation umzusetzen. Hendrik Freund merkte an, dass er durchaus Effizienzpotentiale im Projekt sieht, die bei Hebung der Potentiale mehr Zeit für den Transformationsprozess zulässt. Auch ein Erfahrungsaustausch zwischen bereits umgesetzten Banken und Banken, die sich dem Projekt widmen, wurde von beiden Seiten als eine sinnvolle Idee aufgenommen.

Ausdrücklich begrüßten Hendrik Freund, Jörg Porsche und Frank Nissen die Weiterentwicklungen auf der Omnikanalplattform (OKP). „Wir sehen aber auch die deutlichen Belastungen der einzelnen Primärbanken“ merkte Freund an. Die Entwicklung und Ausbaustufen der OKP werden laut Thomas Wessels in 2024 und den Folgejahren noch deutlich anziehen. Die IG-Vorstände sehen hierin ein zentrales Problem für viele Volks- und Raiffeisenbanken. Kleinere, aber auch mittelgroße Genossenschaftsbanken benötigen hier enormen Unterstützungsbedarf, um mithalten zu können. Oft ist mehr „Manpower“ in den einzelnen Häusern nötig, um die OKP-Themen in der Bank und bei jedem einzelnen Mitarbeiter zu platzieren.  Die Einführungsgeschwindigkeit und die vorgelagerte Entwicklungsphase muss für alle Bankengrößen machbar sein und gemeinsam erfolgen. Atruvia und IG sind sich einig, dass hierfür Lösungen, Unterstützungsleistungen oder komplett neue Angebote geschaffen werden müssen. Dieser Herausforderung wird man sich gemeinsam mit weiteren Bankenvertretern sehr zeitnah in einem Workshop widmen. Eine zentrale und wichtige Erkenntnis in Bezug auf die OKP konnte aus der Mitgliederbefragung abgeleitet werden. Für einen hohen Grad an Standardisierung sind viele Volks- und Raiffeisenbank bereit auf Individualisierung zu verzichten.

Aktiv wurde auf den Kostennachteil bei den Staffelpreisen im Zahlungsverkehr hingewiesen. Hier fallen die Transaktionskosten der DZ Bank und zugleich die  Buchungsposten der Atruvia an und benachteiligen kleine und mittlere Institute doppelt. Mit Bedauern muss der IG-Vorstand festhalten, dass sowohl Atruvia als auch DZ Bank an der benachteiligten Situation für kleine und mittlere Institute aktuell nichts ändern werden.

Auch andere Preisthemen wurden diskutiert und bewertet. Festzustellen war, dass die Fragestellung was ist Standard und kommt in ein Basispaket und was ist eine Individuallösung, für die Banken oft nur schwer nachvollziehbar ist. Das mit der OKP kommende wohl neue Preismodell und die neue Einstufung von Basis- und Zusatzleistungen sowie der Umgang mit komplett neuen Produkt- und Prozesslösungen sind Themen, die die IG gemeinsam mit der Atruvia in den kommenden Gesprächen weiter aufgreifen möchte.

Ein zentrales Medium für das künftige neue Betriebsmodell ist und wird noch mehr die neu eingeführte Prozesslandkarte des BVR sein. Die Mitgliederbefragung hat jedoch gezeigt, dass diese in der Breite bisher nicht angekommen ist. Verschiedene Gründe wurden in dem gemeinsamen Termin eruiert. Bundessprecher Hendrik Freund merkte an, dass er die Prozesslandkarte als ein wichtiges Instrument für die Prozessoptimierung und Standardisierung im Zuge der Einführung der OKP und neuem Betriebsmodell sieht. Eine fehlende technische Lösung und die Schaffung von Schnittstellen zu allen Lieferanten in die Prozesslandkarte sind aus Sicht der IG Gründe, dass die Prozesslandkarte noch nicht den gewünschten Mehrwert bietet. Auch hier sind sich Atruvia und IG einig, gemeinsam die Entwicklung voranzutreiben.

Bei vielen der angesprochenen Themen geht es vor allem um Effizienzsteigerung und Schaffung einer höheren Kundenzufriedenheit. Zwei weitere Themen, die genau darauf einzahlen, sind die Nutzung von SmartData mit dem Impulsmanager für eine effizientere Vertriebsleistung und Kundenbindung auf der einen Seite und die Schaffung von Outsourcinglösungen für standardisierte Backofficearbeiten und Prozesse zur Effizienz- und Qualitätssteigerung auf der anderen Seite. Die Themen werden in der genossenschaftlichen Gruppe durch die Unternehmen Truuco und Serviscope verantwortet. Die Mitgliederbefragung der IG hat gezeigt, dass das Thema SmartData noch nicht flächendeckend in den Primärbanken angekommen ist. Bei den Outsourcingleistungen besteht weiterer Abstimmungsbedarf in Bezug auf Preise und Einführungsleistungen. Auch in diesen beiden Bereichen sollen die Gespräche gemeinsam mit den “Atruvia-nahen” Unternehmen intensiviert werden.

Ein sehr intensiver und wertschätzender Austausch hat einmal mehr gezeigt, wie wichtig genau dieser persönliche und bankennahe Kontakt ist. Die Agenda konnte nicht komplett besprochen werden und viele neue Ansätze haben sich bereits ergeben, so dass ein Ende Februar die Gespräche fortgesetzt werden sollen. Die Portfoliohighlights 2023/24, die grundsätzliche Weiterentwicklung der Zusammenarbeit und die Vertiefung und Fortführung der bereits angesprochenen Themen werden dann im Mittelpunkt des Dialogs stehen.

Bundessprecher Hendrik Freund resümiert, dass die IG die Zusammenarbeit mit der Atruvia intensivieren möchte, um eine IT-Landschaft für alle Volks- und Raiffeisenbank nachzuhalten, die es allen Genossenschaftsbanken ermöglicht, ihre Geschäftsmodelle in ihren Regionen so umzusetzen, dass mit einer hohen Kundenzufriedenheit die Existenz der Banken gesichert werden kann.