Unsere Junge Tochter in der GFG: Wo steht die amberra?

Live Talk mit dem amberra Geschäftsführer Björn Schmuck mit dem IG Bundessprecher Hendrik Freund am 6. März 2024 an der AGD in Montabaur

Seit 11 Monaten gibt es die amberra in der genossenschaftlichen Finanzgruppe. Hendrik Freund, der Bundessprecher der Interessengemeinschaft für kleine und mittlere Genossenschaftsbanken sprach mit dem amberra Geschäftsführer Björn Schmuck über den aktuellen Stand und die nächsten Schritte.

Freund:

Björn, Was hat dich in den letzten 11 Monaten, seitdem du für amberra tätig bist begeistert?

Schmuck:

Die Partnerschaftliche Zusammenarbeit in der Genowelt und das konservativ zurückhaltende aber auch den Mut neues anzugehen. Wir brauchen nicht zu den Sparkassen zu schielen. Die Sparkassengruppe beobachtet zurzeit eher uns. Was machen die gerade mit der amberra? Doch das Wichtigste nun ist Kommunikation, Kommunikation und Arbeiten und Kommunikation. Ein fahrendes Auto zu bauen ist sehr herausfordernd, doch es ist uns gut gelungen.

Freund:

Fass uns doch bitte einmal zusammen, was die amberra genau ist und was dies für die genossenschaftliche Gruppe bedeutet.

Schmuck:

Wir verbessern nicht das „Kernbanking“. Das könnt ihr, die VR-Banken, viel besser.  Wir schauen darauf, was ans Bankgeschäft angrenzt und wie diese Themen unser Geschäftsmodell befruchten können. Wir gehen der Frage nach: Was kann man noch neben dem klassischen Bankgeschäft tun um als Genobank Geld zu verdienen? Die amberra gliedert sich in mehrere Bereiche auf:

Amberra Invest: Hier finden die Investitionen in Startups innerhalb und außerhalb der GFG statt.

Amberra studio: Hier entwickeln wir neue Geschäftsmodelle und gründen eigene Startups für die GFG aus.

Weiterhin gibt es noch die Bereiche Amberra people, strategic growth & communication und Amberra business support & operations.

Freund:

Björn, mir ist aufgefallen, dass die meisten Mitarbeiter der amberra im Bereich der Kommunikation arbeiten. Was steckt dahinter?

Schmuck:

Diese Menschen arbeiten nicht in der „Kommunikation“ im klassischen Sinn. Die Idee ist, die Dinge mit vergleichsweise wenigen Personen anzugehen. Wir machen gerade den Job für 40 Menschen mit ungefähr 20. Im „amberra Studio“ können wir auch sehr gut extern skalieren.

Freund:

Amberra ist nicht das einzige Unternehmen, die in der Gruppe Geld einsammeln. Die Truuco ist dazu gekommen. Wo liegt der Unterschied zwischen der Truuco und der amberra?

Schmuck:

Es sind zwei neue, völlig unterschiedliche Firmen entstanden. Das Asset der Truuco sind die Daten. Sie ist ein operatives Geschäftsmodell. In der Amberra suchen wir nach Geschäftsmodellen, die die Genogruppe voranbringt. Nicht im Sprint, eher im Marathon.

Die Amberra ist mit folgender Gesellschafterstruktur gestartet: 20 % Atruvia, 20% DZ-Bank Gruppe, 38% BVR und einen kleinen Teil hält DG Nexolution. Deshalb sind z.B. für den BVR Marija Kolak und Tanja Müller-Ziegler im Aufsichtsrat. Das Investmentkomitee kommt aus unserem Aufsichtsrat. Hier sind Beispiel Joachim Erhard für die Primärbanken und Dr. Mario Thaten für die DZ-Bank mit an Bord.

Freund:

Kommen wir zu den Lebenswelten. Wo Investiert ihr die Gelder?

Schmuck:

Folgende sind die vier Lebenswelten: Bauen Wohnen, Gesundheit (ärztliche Versorgung), regionale Wirtschaft und das Megathema Nachhaltigkeit. In den genannten Lebenswelten stecken echte Megatrends. Ich möchte dir aber ein konkretes Beispiel in der Lebenswelt „wohnen“ aufzeigen: Durch den Klimawandel werden sich die Temperaturen um ca. 1,5 Grad erhöhen. Was kann unsere Rolle als Genossenschaftsbank hier sein? Es liegt nahe das Thema PV-Anlagen und die dazugehörigen Speicher in den Fokus zu rücken. Wir sind aber nicht die einzigen, die versuchen ihr Kerngeschäft weiterzuentwickeln. Der Automobilhersteller Porsche zum Beispiel arbeitet an der Investmentthese „Smart City“. Hierzu verfügt Porsche nun über eine Firma in Hamburg, welche Handwerker vermittelt. Wir als Genossenschaftsbanken sind sehr oft die Finanzierer der Immobilien. Nun gilt es für zum Beispiel für unsere Banken und Bankkunden eine Plattform für Handwerker zu schaffen.

Freund:

Werden die Gelder für amberra Invest oder das amberra Studio eingesammelt?

Schmuck:

Amberra Invest, also die Fonds sind nur für Investments da. Das Studio zahlt auf die Investmentthese ein. Es gründet also neue Startups aus. Das Studio kann sich nicht einfach bei amberra Invest „bedienen“.

Freund:

Ab welcher Summe kann ich mit meiner Bank investieren? Ist es für kleinere Banken überhaupt interessant?

Schmuck:

Der Fonds erlaubt es und, dass sich die kleinste Genossenschaftsbank, aber auch die Größte in Deutschland beteiligen kann. Die Gesamtsumme von 100 Mio. Euro ist wichtig, um die Stoßrichtung aufzumachen um schnell und richtig investieren zu können. Eine Bank, die 1 Mio. Euro investieren möchte, wird dies über 4 Jahre tun. Dies bedeutet, dass jährlich 250.000 Euro eingezahlt werden. Aber für kleine Banken haben wir auch die Möglichkeit vier Jahre lang 50.000 Euro p.a., also insgesamt 200.000 Euro, zu investieren. Eine sinnvolle Größenordnung der Investition sind 0,09% der Bilanzsumme der jeweiligen Bank.

Freund:

Ist ein Neuproduktprozess (NPP) für die Banken erforderlich?

Schmuck:

Für Banken, welche bereits heute schon einen Spezialfonds im Haus haben, ist kein NPP erforderlich. Bei Banken ohne einen Spezialfonds übernimmt die die Union Investment. Sie kümmert sich für diese Investition um die Risikomessung.

Freund:

Wie sieht es mit der Zeichnungsphase aus?

Schmuck:

Die Zeichnungsphase ist 12 Monate lang. Trotzdem ist es wichtig, dass sich jede Bank sehr frühzeitig damit beschäftigt. Die Banken müssen sich die Frage stellen: „Will ich dabei sein und genossenschaftlich investieren?“. Wir von amberra wollen und müssen natürlich schnell sein und wichtige Entscheidungen treffen.

Freund:

Komen wir zur Rendite. Die Banken werden fragen, welche Rendite steht auf meiner Investition?

Schmuck:

Es ist nicht unsere Aufgabe aus einem 100 Mio. Euro Fonds einen 300 Mio. Euro Fonds zu machen. Es wird ein Fonds mit einem inneren Wert sein. Die finanzielle Rendite steht in unserem Fall hinten an. Wir schauen immer auf die Strategie und den Mehrwert, den der Fonds der gesamten genossenschaftlichen Gruppe und dem Kunden bringt.

Freund:

Ich habe gesehen, dass auf dem Fonds eine Laufzeit von 10 Jahren steht. Kann ich als Bank auch schon nach zum Beispiel 4 Jahren raus aus dem Invest?

Schmuck:

Zunächst wäre es ein illiquider Markt. Eventuell könnte eine andere Bank die Fondsanteile übernehmen. Dies müsste aber im Vorfeld juristisch geklärt werden.

Freund:

Björn, vielen Dank für das tolle Gespräch und die wichtigen Informationen über amberra.

Schmuck:

Danke dir Hendrik. Für weitere Fragen stehen ich und unser amberra Team natürlich gerne zur Verfügung.